Die Wirklichkeit endete unversehens an der nächsten Ecke, danach begann die gesetzlose Leere des Unbekannten, das ungeordnete Schreien und Schaukeln, das Land mit seinen Gemüsegärten und Gefahren, mit dem Raunen im Schilfrohr und den kleinen Straßen, von denen man so leicht abkommt und für immer verschwindet. Die Gefahren des Landes sind nicht zu unterschätzen: noch während man in der Sonne spazieren geht, wird alles ganz anders. Die Bewohner des Landes winken aus ihren Gemüsegärten, im nächsten Moment weht sie ein Sturm davon, man sieht am Horizont die ausgedehnten Wolkenstreifen, in denen hunderte von Fortgewehten in eine ungewisse Zukunft geschleudert werden. Im Vordergrund steht eine besorgte Person und sagt nichts, sie legt nur einen Finger bedeutungsvoll auf den geschlossenen Mund und geht dann lautlos davon in einen Hintergrund voller Häuser, die, sorgfältig aufgereiht und alle ein ander gleich, auf das Eintreffen einer Katastrophe oder eines nie zuvor ausgesprochenen Satzes warten.
Beim Axel Dielmann Verlag, 2022
Die Wirklichkeit endet an der nächsten Ecke
Der wahre Bericht über die Entstehung und Vernichtung des einzigen Lexikons zur Beseitigung der modernen Ratlosigkeit, ungeschönt in Worte gesetzt von Florian L. Arnold
Der Verlag sagt:
DIE WIRKLICHKEIT ENDET AN DER NÄCHSTEN ECKE ist als »außergewöhnlich schönes« Buch längst nicht ausreichend bezeichnet, auch wenn sein Autor Florian Arnold zudem Literaturveranstalter, Verleger-Kollege und Gestalter ist. Daß seine »Wirklichkeit« ein bis ins Detail gestaltetes Buch ist, das auch aus dem engen Zusammengang mit der Typographie und seinen Illustrationen lebt, ist das eine. Das andere, daß es etwas höchst selten gewordenes kann und dies auch ausgiebigst tut: fabulieren!
Was auch sonst könnte dazu führen, eines der fantastischsten Projekt der Neu- und Altzeit, der Gegenwart und des Futur II zu bewältigen: den im seinerseits schon fabulierwütigen Untertitel bezeichneten »wahre[n] Bericht über die Entstehung und Vernichtung des einzigen Lexikons zur Beseitigung der modernen Ratlosigkeit, ungeschönt in Worte gesetzt«, abzuliefern. – Um nichts weniger geht es hier.
Es ist anders gekommen. Der Titel wurde, wie das Buch insgesamt, länger. Und es ist damit ja wohl klar: Dies ist kein Buch für irgendwelche Leser. Hier muß man harte Krimi-Liebhaberin sein, zugleich den Historischen Roman als Leibspeise vergöttern, den Gesellschaftsroman des Jahrhunderts suchen, der intensivsten Liebesgeschichte als Lebensform so dringend bedürftig sein wie eines ordentlich gebundenen Groß- und Universal-Lexikons und vor allem der Reise-Literatur jederzeit den Vorzug vor jeglichem Fernsehgericht geben. Wer dann noch die geistigen Segnungen des zeitgenössischen Märchens schätzt und es als Vorzug von Literatur ansieht, daß sie zugleich unterhalten und bilden kann, indem sie allzeit eine weitere in Bann schlagende Figur um die Ecke der Buchseitenkante springen läßt, du liebe Zeit: der und die ist auf diesen 224 schillernden Seiten bestens aufgehoben.
– Who done it? Florian Arnold did it!