- Edition Hibana: Mikromegas. Über die verheerenden Folgen des Lesens. Voltaire.
- Mit Bildern von Florian L. Arnold
Humanistische Reise durchs Universum
Die Frage nach einer wahrhaft sinnvollen Existenz
Mikromegas ist eine 1752 erschienene philosophische Erzählung Voltaires, die rückblickend als eines der ersten Werke der Gattung Science-Fiction eingestuft wird. Die Erzählung beschreibt den Besuch eines Wesens vom Stern Sirius namens Micromégas und seines Begleiters, des Sekretärs der Akademie des Planeten Saturn, auf der Erde. Sie entwickelt die philosophische Idee der Relativität und enthält deutliche Kritik am Erkenntnisanspruch der Religion.
Die Geschichte kreist um die große Reise des – aus Menschensicht – riesigen Mikromegas, einem 12.000 Fuß großen Außerirdischen von einem unbenannten Planeten sowie seinem etwas kleineren (6.000 Fuß) und weniger sensorisch fortgeschrittenen (mit 72 Sinnen, im Gegensatz zu Mikromegas mit „fast“ 1.000 Sinnen) Saturnier.
Die beiden reisen zur Erde und meinen aufgrund ihrer Größe (im Vergleich zu unserer typischen Größe), daß der Planet unbewohnt sei. Ist er aber nicht. Sie erblicken einen Wal und halten ihn für die höchste, sogar die einzige Lebensform auf der Erde. Doch dann stoßen sie auf ein Schiff – und es entbrennt ein Diskurs mit den soeben entdeckten Menschen über philosophische und wissenschaftliche Themen: Krieg, Empfindungsfähigkeit, Liebe, Arroganz, Größe ganz allgemein und natürlich Religion. Die Besucher sind verwirrt: Wie können diese irdischen Winzlinge zugleich so dumm sein und auch intelligent, und warum sind sie nicht Herr der Lage?
Voltaire stellte, vor immerhin mehr als 260 Jahren schon, die Position der Menschen im Universum in Frage. Er stellte die Idee in den Raum, daß wir nicht die höchste Spezies sind und daß „Aliens“ uns nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen sein könnten.
Dieser erste Science-Fiction-Text geizt nicht mit der für Voltaire typischen intelligenten Kritikfähigkeit über die immerwährende Dummheit des Menschen, insbesondere seinen Hang zur Kriegstreiberei. Diese (männliche) Vorliebe für den Kampf mündet ins Sezieren eines guten Dutzends widersprüchlicher Philosophien und die Frage nach einer wahrhaft sinnvollen Existenz.
Das Aufeinandertreffen dieser grundverschiedenen Welten hat Florian L. Arnold mit versponnenen Radierungen und Zeichnungen versehen, die Voltaires scharfem Witz entsprechen.